Was könnte aktuell besser sein als ein Workshop zu unserem kollektiven Umgang mit Krisen?
Ursprünglich hatten wir für das Balance Club / Culture Festival einen Workshop geplant, in dem wir die gesellschaftliche und strukturelle Dimension von Krisen herausarbeiten wollten. Wir wollten fragen, warum wir unsere emotionalen und mentalen Krisen voreinander verbergen und denken, wir müssten allein mit ihnen klarkommen. Wie könnten wir in unseren Freundschaften mehr Raum schaffen, um uns gegenseitig in unseren Krisenmomenten, Stimmungen und Schwächen zu unterstützen?
Dann kam Covid19.
Krise ist seither nicht mehr das, was jede* für sich allein durchmacht, während das Leben der anderen weitergeht wie gewohnt. Und die gesellschaftliche Ebene – die Ökonomisierung des Gesundheitssystems, die gesellschaftliche Abwertung von Pflege und Fürsorge und die Fragilität unseres Konzepts von „Gesundheit” – ist tatsächlich ins Zentrum unser aller Aufmerksamkeit gerückt.
Im Workshop „Being in Crises Together – Einander in Krisen begegnen” stellen wir euch Methoden aus der Antipsychiatrie– und Disability-Justice Bewegung sowie aus radikalen Gesundheitsentwürfen vor, wir bieten Übungen an und tauschen uns aus: Was können wir in diesem Moment voneinander lernen und miteinander teilen? Was hat uns in früheren Krisen gut getan? Was haben wir aus Erfahrungen von Destabilisierung und Verletzlichkeit gelernt? Wie suchen wir die Unterstützung die wir brauchen?
Als künstlerisches Rechercheprojekt entwickelt die Feministische Gesundheitsrecherchegruppe (FGRG) Ausstellungen und Workshops und gibt Zines heraus. Sie möchte Räume schaffen, in denen wir Verletzlichkeit miteinander teilen und uns gemeinsam (Zugangs-)bedürfnissen zuwenden können. Die Feministische Gesundheitsrecherchegruppe befragt die internalisierten, ableistischen Vorstellungen von Produktivität im Kunstfeld. Ihre jüngste Arbeit „Practices of Radical Health Care” (seit 2018) widmet sich der Gesundheitsbewegung der 70er und 80er Jahre. Die Bewegung entstand in West-Berlin an der Schnittstelle zwischen Hausbesetzer*innenszene und zweiter Welle der Frauen*bewegung und stellte patriarchale sowie schulmedizinische Behandlungsmethoden infrage. Die feministische Gesundheitsrecherchegruppe besteht gegenwärtig aus der Künstlerin, Mutter und Körperarbeiterin Julia Bonn (*1975) und Künstlerin, Mutter und Kuratorin Inga Zimprich (*1979). In ihren Praxen entwickeln sie selbstermächtigende und feministische Perspektiven auf Gesundheitssorge.
Weitere Infos zu Initiativen, Projekten und Beratungsstellen, von denen im Podcast gesprochen wird
➔ Ability Watch: Mensch ist Mensch Informationen gegen die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung bei medizinischer Behandlung gegen CoViD 19
➔ Kampagne gegen die Diskriminierung von Fetten Menschen im Zuge von CoViD 19 (englisch)
➔ Weglaufhaus
➔ Antipsychiatrische Beratungsstelle
➔ Irresistible (fka Healing Justice) Podcast Episode #37 with Lucién Demaris from Relational Uprising
➔ Sickness Affinity Group
➔ Feministische Gesundheitsrecherchegruppe (Julia Bonn, Inga Zimprich)
➔ FORT Frauen* Organisieren Radikale Therapie
➔ Radikale Therapie
➔ Radikale Therapie-Gruppen in Leipzig
Musik von Golden Disco Ship
Foto: Feministische Gesundheitsrecherchegruppe (Alice Münch/Inga Zimprich), Working Together, 2017, Workshop und Launch von Zine #4, im Rahmen von Multilogues on the Now, Display, Prague, Foto: FHCRG